Glasprismendach, Blick von unten auf das Dach.

Ein architektonisches Herzstück der ETH Zürich – das Maschinenlaboratorium – ist saniert. Dabei wurde der Originalzustand der historisch bedeutsamen Maschinenhalle weitestgehend wiedererstellt. Durch die Sanierung gewinnt die ETH zus?tzlichen Platz für Forschung und Lehre.

von Franziska Schmid
(Bild: ETH Zürich / Luca Zanier)

Der Auftrag war klar: Die Architekt:innen sollten die Nutzbarkeit des Geb?udekomplexes für die n?chsten 20 bis 30 Jahre gew?hrleisten, die einzelnen Bauk?rper von Altlasten befreien, bauphysikalische M?ngel beheben und die jüngsten Anforderungen hinsichtlich Brandschutz und Erdbebensicherheit erfüllen. Der gesamte Geb?udekomplex besteht aus dem Maschinenlabor, der Maschinenhalle und dem Fernheizkraftwerk. ?Diese Sanierung war aus verschiedenen Gründen ?usserst anspruchsvoll – jetzt nach zehn Jahren das fertige Resultat zu sehen und die R?ume endlich wieder vollumf?nglich für die ETH nutzen zu k?nnen, ist eine grosse Freude?, sagt Ulrich Weidmann, Vizepr?sident Infrastruktur der ETH Zürich.

Die Sanierung des Fernheizkraftwerks wurde bereits 2021 abgeschlossen und das Student Project House er?ffnet. Seither stehen die über 1200 Quadratmeter an der Clausiusstrasse den Studierenden offen, um eigene, innovative Ideen und Projekte zu entwickeln und in der eigenen Werkstatt mit 3D-Druckern auch gleich die Prototypen zu bauen.

Grosse leere Halle
Wo früher schwere Maschinen und Dampfturbinen standen, wird in Zukunft die Robotik-Forschung der ETH in der grosszügigen Halle ihren Platz finden. (Bild: ETH Zürich / Luca Zanier)

Maschinenbauhalle erstrahlt in neuem Glanz

Ein besonderes Bijou der Maschinenbauhalle ist das Glasprismendach. Weil es undicht war, wurde es im Laufe der Jahre zugebaut. Als die Architekt:innen das Dach nun wieder freilegten, staunten sie nicht schlecht, als etwa zehn unterschiedliche Glasbaustein-Elemente zum Vorschein kamen. Zudem haben die vorgefundenen Glasprismen nur knapp einen Drittel der Dicke eines heutigen Glasbausteins. Bei der Sanierung ist es gelungen, die heutigen Normen einzuhalten und gleichzeitig den natürlichen Lichteinfall und die gezielte Lichtführung durchs Geb?ude wieder herzustellen. Grosse Schaufenster in den unteren Geschossen des Lehrgeb?udes geben zudem den Blick direkt in die Maschinenhalle frei und machen so die Lehre und Forschung unmittelbar sichtbar.

Roboter statt schwere Maschinen

Eine weitere Auff?lligkeit im neu sanierten Geb?ude ist die gleichsam im Raum schwebende ehemalige Technikbrücke zwischen Lehrgeb?ude und Fernheizkraftwerk. Es gelang den Architekt:innen, das Fassungsverm?gen der nun leerger?umten Maschinenhalle von 50 auf rund 300 Personen zu erh?hen. Zudem wurden die ehemaligen Heizkessel im Fernheizkraftwerk durch eine neue Innenraumstruktur in Form eines viergeschossigen Galeriesystems ersetzt, welches die entleerte Halle erg?nzt. ?Diese Struktur bietet offenere Fl?chen und l?dt dazu ein, sich st?rker auszutauschen – genau die Art von Infrastruktur, die wir an der ETH vermehrt wollen?, so Ueli Weidmann.

Technikpult vor einer weitläufigen Halle
Von diesem Technikpult wurde die ehemalige Technikbrücke, die weiterhin über der Halle schwebt, gesteuert. (Bild: ETH Zürich / Luca Zanier)

W?hrend früher im denkmalgeschützten Maschinenlaboratorium schwere Maschinen und Dampfturbinen zum Einsatz kamen, werden Forschende die zentral gelegene, grosse Halle zukünftig dafür nutzen, die Robotik weiterzuentwickeln. Mit der RobotX-?Initiative der ETH Zürich werden die Robotik-?Kompetenzen der ETH Zürich gebündelt und auch nach aussen sichtbar gemacht. So sollen Drohnen, Laufroboter, autonome Fahrzeuge und intelligente Roboter bereits 2024 die Maschinenhalle bev?lkern.

Altes schwarz weiss Bild einer Werkhalle, Personen beim Hantieren an den Maschinen.
Historische Aufnahme der Maschinenhalle im Maschinenlaboratorium (ML): 3-?Zylinder-Kolbendampfmaschine von Sulzer-?Escher-Wyss von 1899 und Grossmotorenanlage. (Bild: ETH-?Bibliothek Zürich, Bildarchiv)

Den historischen Bau wieder herstellen

Der ursprüngliche Bau von 1900 stammte vom Architekten und Semper-Schüler Benjamin Recordon. Dieser wurde in den 30er-Jahren von Otto Rudolf Salvisberg erweitert. Als ETH-Professor bildete Salvisberg den Nachwuchs in der Architektur aus und pr?gte so die Schweizer Moderne mit. Die Erweiterung des Geb?udekomplexes war der erste ?ffentliche Auftrag für Salvisberg nach seiner Berufung. Salvisberg liess alle an den Historismus anlehnenden Bauelemente entfernen und verlieh Maschinenhalle und Fernheizkraftwerk eine funktionale, zweckbestimmte und klare Formensprache. Diese Klarheit und r?umliche Grosszügigkeit wurde im Laufe der Jahrzehnte aber durch vollgestellte R?ume, Labors und Büros, Provisorien und pragmatische Raumerweiterungen beeintr?chtigt. Diese überflüssigen Bauelemente wurden jetzt bei der Sanierung entfernt und so die ursprüngliche Schlichtheit wieder hergestellt.

Vergr?sserte Ansicht: Altes schwarz weiss Bild, Gebäude von aussen.
Der Geb?udekomplex an der Sonneggstrasse im Jahr 1935. (Bild: Wolf-Bender’s Erben/Baugeschichtliches Archiv/ETH Zürich)
Vergr?sserte Ansicht: Glasprismendach, Blick von unten auf das Dach.
Das einzigartige Glasprismendach wurde im Rahmen der Sanierung wieder komplett freigelegt und sorgt für einen natürlichen Lichteinfall. (Bild: ETH Zürich / Luca Zanier)

Den Zeitgeist der Moderne ?ussert sich auch in der ?usseren Erscheinung des Geb?udes – vor allem der Hochkamin und dem Kühlturm des Fernheizkraftwerks. Diese beiden Bauelemente wirken wie ein einziges und bilden einen dominanten Kontrapunkt zum Turm der Universit?t und zur Kuppel der ETH Zürich. ?Salvisberg betonte das Technische, was sehr gut zur ETH passt. Seit den 1930er Jahren sind Hochkamin und Kühlturm integraler Bestandteil der Zürcher Stadtkrone?, erkl?rt Ueli Weidmann. ?Die Itten+Brechbühl AG hat bei dieser Sanierung hervorragende Arbeit geleistet und den Geist der historischen Bauten eingefangen und in die Gegenwart transformiert.? Kein Wunder – die heutige Firma wurde 1922 von externe SeiteOtto Rudolf Salvisberg und Otto Brechbühl in Bern gegründet.

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