In Musik Daten speichern

Forscher der ETH Zürich entwickelten eine Methode, mit der in Musik Daten gespeichert und mit dem Smartphone empfangen werden k?nnen. Für das menschliche Ohr sind die Daten nicht zu h?ren – der Musikgenuss bleibt ungetrübt. Interessante Anwendungen g?be es für die Hotellerie, für Museen und Warenh?user.

Mit einer neuen Methode können Daten via Musik von einem Lautsprecher zu einem Mikrofon eines Smartphones transportiert werden. (Bild: Colourbox / Montage)
Mit einer neuen Methode k?nnen Daten via Musik von einem Lautsprecher zu einem Mikrofon eines Smartphones transportiert werden. (Bild: Colourbox / Montage)

Die beiden ETH-Doktoranden Manuel Eichelberger und Simon Tanner speichern in Musik Daten. Damit lassen sich in Hintergrundmusik beispielsweise Zugangsdaten für das ?rtliche WLAN-Netz speichern. Mit dem Mikrofon eines Handys kann man diese Informationen empfangen. ?Das w?re in einem Hotelzimmer praktisch?, sagt Tanner. ?G?ste erhalten so Zugang zum Hotel-WLAN, ohne in ihrem Ger?t ein Passwort eingeben zu müssen.?

Um die Daten zu speichern, ver?ndern die beiden Doktoranden sowie der Masterstudent Gabriel Voirol die Musik minim. Im Gegensatz zu Versuchen anderer Wissenschaftler in den letzten Jahren sei es mit dem neuen Ansatz m?glich, Daten mit einer hohen Rate zu übertragen, ohne dass man dies der Musik anh?rt. ?Unser Ziel war, dass der Musikgenuss nicht beeintr?chtigt ist?, sagt Eichelberger.

So ist es m?glich, unter optimalen Bedingungen bis zu 400 Bit pro Sekunde zu übertragen, ohne dass Durchschnittspersonen einen Unterschied zwischen dem originalen und dem ver?nderten Musikstück h?ren, wie die Forscher in Tests zeigten (siehe auch H?rbeispiel). Weil für die Datenübertragung unter realistischen Bedingungen Redundanzen einkalkuliert werden müssen, um die ?bertragungsqualit?t sicherzustellen, dürfte eine realistische ?bertragungsrate rund 200 Bit – also rund 25 Buchstaben – pro Sekunde betragen. ?Theoretisch w?re es m?glich, viel mehr Daten zu übertragen. Je h?her die Datenübertragungsrate, desto eher ist dies allerdings als st?rende Ger?usche h?rbar, oder die Datenqualit?t leidet darunter?, erg?nzt Tanner.

Dominante T?ne kaschieren Information

Die Forscher aus dem Institut für technische Informatik und Kommunikation der ETH Zürich nutzen die dominanten T?ne in einem Musikstück und überlagern diese jeweils mit zwei minim tieferen und zwei minim h?heren T?nen, welche leiser sind als der dominante Ton. Zus?tzlich nutzen sie die Obert?ne der dominanten T?ne (eine oder mehrere Oktaven h?her) und erg?nzen auch diese mit minim tieferen und h?heren T?nen. In all diesen Zusatzt?nen speichern die Forschern die Information. Ein Smartphone kann diese Information über das eingebaute Mikrofon empfangen und auswerten. Menschen hingegen nehmen die Zusatzt?ne nicht wahr.

?Wenn wir einen lauten Ton h?ren, fallen uns schw?chere T?ne mit leicht h?herer oder tieferer Frequenz nicht auf?, sagt Manuel Eichelberger. ?Wir nutzen daher die dominanten, lauten T?ne in einem Musikstück, um die akustische Datenübertragung zu kaschieren.? Besonders vorteilhaft für diese Datenübertragung sind daher Musikstücke mit vielen dominanten T?nen, zum Beispiel Popmusik. Weniger geeignet sind leise Musikstücke.

H?rbeispiele

Das Datenspeichern ver?ndert die Musik nur minim. Unterschiede sind kaum herauszuh?ren. Hier als Beispiel ein Ausschnitt aus einem Musikstück der ETH Big Band (? Henning Eckels (comp./arr.)).

In diesem Musikstream sind mit 300 Bits pro Sekunde Daten gespeichert. Konkret wiederholt sich alle 0,7 Sekunden st?ndig die Kurz-URL dieses News-Artikels www.ethz.ch/daten-in-musik. Der Algorithmus, mit dem die Daten empfangen werden k?nnen, ist noch nicht ?ffentlich als Smartphone-App erh?ltlich.

Zum Vergleich: Die unver?nderte Originalversion

Um dem Decodier-Algorithmus im Smartphone anzuzeigen, wo er nach Daten suchen muss, nutzen die Wissenschaftler hohe, für das menschliche Ohr nur schlecht wahrnehmbare T?ne: Im Frequenzbereich von 9,8 bis 10 kHz ersetzen die Doktoranden die Musik durch einen akustischen Datenstrom. Dieser beinhaltet die Information, wann und wo im restlichen Frequenzbereich die zu übermittelnden Daten gespeichert sind.

Zwischen Lautsprecher und Mikrofon

Das ?bermittlungsprinzip ist grunds?tzlich anders als das bekannte RDS, über das Autoradios den Sendernamen und Informationen zum gespielten Musikstück empfangen. ?Bei RDS werden Daten über UKW übermittelt. Es geht dabei um Informationsübertragung zwischen UKW-Sender und Radioger?t?, stellt Tanner klar. ?Uns geht es jedoch darum, die Daten in der Musik selbst zu speichern – um die Datenübertragung zwischen einem Lautsprecher und einem Mikrofon.?

Weitere Anwendungen als die erw?hnte ?bertragung von WLAN-Zugangsdaten w?ren Informationen in Museen oder Einkaufszentren, wie Eichelberger sagt. Man k?nnte zum Beispiel in einem Museum Informationen zu Exponaten auf ein Smartphone übermitteln. Oder in einem Warenhaus k?nnte grunds?tzlich die gleiche Hintergrundmusik laufen, diese k?nnte je nach Abteilung jedoch mit unterschiedlichen Informationen, zum Beispiel zu Aktionen, versehen werden. Als konkrete Daten k?nne beispielweise die URL einer Website übertragen werden. Museumsbesucher oder Kunden k?nnen diese dann aufrufen und dort weitere Informationen erhalten. Auf Flugh?fen und Bahnh?fen k?nnten mit dieser Methode ausserdem Abfahrtszeiten oder Versp?tungen kommuniziert werden.

Literaturhinweis

Eichelberger M, Tanner S, Voirol G, Wattenhofer R: Imperceptible Audio Communication. 44th IEEE International Conference on Acoustics, Speech and Signal Processing (ICASSP), Brighton, 12.-17. Mai 2019externe Seite

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