«Niemand ist seinen Emotionen ausgeliefert»

Frau D?rflinger-Khashman, der Titel des Input-Referats zum Auftakt des Respekt-Programms lautet ?Gef¨¹hle im Griff? Wie Gef¨¹hle uns beeinflussen und was wir tun k?nnen, um sie erfolgreich zu regulieren?. Warum wurde gerade dieses Thema gew?hlt?
Nadia D?rflinger-?Khashman: Aus mindestens zwei Gr¨¹nden: Erstens werden Emotionen in der Arbeitswelt oft als unpassend empfunden. Dabei sind Gef¨¹hle eine wichtige Informationsquelle. Wo emotionale Energie ist, stecken h?ufig wichtige Anliegen. Damit diese von anderen geh?rt werden, ist es wichtig, die eigenen Emotionen im Gespr?ch so zu regulieren, dass die andere Person daran teilnehmen kann. Ein weiterer Grund ist, dass starke Emotionen ¨C also zum Beispiel Wut, Angst oder Ohnmacht ¨C in Spannungssituationen das differenzierte Denken, das Einf¨¹hlungsverm?gen oder die L?sungsfindung behindern. Die F?higkeit zur emotionalen Selbstregulation kann helfen, in schwierigen Momenten konstruktiv miteinander ins Gespr?ch zu kommen, statt sich in eine Sackgasse zu man?vrieren.

Die ETH Z¨¹rich wird gemeinhin als sehr rationale Organisation wahrgenommen. Wie w¨¹rden Sie das einsch?tzen?
Es stimmt, dass unsere Kernaktivit?ten wie Lehre, Forschung oder Wissens- und Technologietransfer den Eindruck erwecken k?nnten, dass es bei uns um rein Rationales geht. Gleichzeitig haben aber Leistungsf?higkeit und Innovation etwas mit Leidenschaft, mit Diskurs, mit Scheitern, mit Co-Creation zu tun. Hierf¨¹r braucht es Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktkompetenzen. Seine Emotionen im richtigen Moment zu regulieren, kann den Unterschied zwischen dysfunktionaler Eskalation und konstruktiver Kontroverse ausmachen.

Kommen wir nochmals auf das Input-Referat zur¨¹ck: An wen richtet sich der Vortrag und was werden die Teilnehmer:innen daraus mitnehmen k?nnen?
Das Referat wendet sich an alle Angeh?rigen an der ETH ¨C unabh?ngig von Stufe und Funktion. Ich denke, jede und jeder von uns k?mpft manchmal mit Gef¨¹hlen, die uns in bestimmten beruflichen Situationen l?hmen oder beherrschen. Sven Barnow, ¨¹brigens einer der renommiertesten Experten im deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der emotionalen Selbstregulation, wird aufzeigen, dass Emotionen nicht nur wichtig und sowieso immer im Spiel sind, sondern auch, dass niemand seinen oder ihren Emotionen ausgeliefert sein muss, weil wir sie regulieren k?nnen.

Welche Angebote k?nnen wir in Zukunft im Rahmen des Respekt-Programms erwarten?
Wir haben ein breites Angebot zusammengestellt, das auf unterschiedliche Aspekte einer wertebasierten Zusammenarbeit eingeht. Im April gibt es zum Beispiel Live-Events mit Fachleuten zu Themen wie Unconscious Bias, Umgang mit Konflikten sowie ein Expertengespr?ch zum Thema Mobbing. Parallel dazu finden sich auf unserer Webseite auch praktische Tipps und Checklisten f¨¹r den Arbeitsalltag zu verschiedenen Facetten von Respekt und Zusammenarbeit. Es lohnt sich, das Respekt-Programm zu erkunden. Ich bin ¨¹berzeugt, dass alle ein Thema finden, das sie umtreibt und sie vertiefen m?chten.