«Ich möchte, dass an der ETH alle Menschen geschätzt werden.»

Seit Sie an der ETH sind, ist viel im Bereich Personal, Personalentwicklung und Leadership angestossen worden. Besonders in diesem Jahr wurden viele Projekte ausgerollt. Was sind die wichtigsten Initiativen und wie stehen die im Zusammenhang miteinander?
Anfang des Jahres haben wir die Sozial- und Leadershipkompetenzen als Klammerprojekt eingef¨¹hrt. Alle unsere Initiativen orientieren sich an diesem Framework. Beim Lifelong Learning Hub (L3H), mit dem wir die Themen Lernen und Entwickeln ins digitale Zeitalter ¨¹berf¨¹hren, geht es beispielsweise darum, genau diese Sozial- und Leadershipkompetenzen zu st?rken. Die Lernplattform L3H erm?glicht, dass wir k¨¹nftig neben Lernformaten in Pr?senzform auch digitale Formate f¨¹r alle unabh?ngig von Ort und Zeit anbieten k?nnen. So erreichen wir einen viel gr?sseren Kreis und k?nnen auch den unterschiedlichen Lernbed¨¹rfnissen von Menschen Rechnung tragen. Ein weiteres sehr wichtiges Projekt ist der Leadership Feedback Prozess (LFP), der sich an die ordentlichen Professorinnen und Professoren richtet und 2024 implementiert wird. Professorinnen und Professoren haben enormen Einfluss auf die Biografie von vielen jungen Menschen. Der LFP hilft ihnen, dar¨¹ber nachzudenken, wie sie diesen Einfluss m?glichst konstruktiv, positiv und wachstumsorientiert f¨¹r ihr Umfeld und auch f¨¹r sich selbst gestalten. Ausserdem haben wir das neue Dialog-Gespr?ch im Herbst als Pilot mit 600 Mitarbeitenden getestet und werden es im n?chsten Jahr f¨¹r alle einf¨¹hren¡­

Sie h?ren ja nicht mehr mit Aufz?hlen auf. K?nnte die Masse an neuen Projekten die ETH-Angeh?rigen nicht auch ¨¹berfordern?
Es stimmt schon: in diesem Jahr gab es eine hohe Intensit?t bei den neu eingef¨¹hrten Projekten aus dem VPPL-Bereich. Aber ich glaube nicht, dass die ETH-Angeh?rigen dadurch ¨¹berfordert sind. Die ETH ist eine innovative Organisation mit schnell denkenden Menschen, die damit umgehen k?nnen. Zudem sp¨¹ren wir immer wieder auch einen Bedarf an diesen Themen innerhalb der ETH ¨C einen ?Pull?.

Der Bereich VPPL ist erst drei Jahre jung. Vor zwei Jahren wurde der Bereich neu organisiert, es gab auch einige neue Mitarbeitende. Haben Sie das Gef¨¹hl, der Bereich ist gut im ETH-Kosmos angekommen?
Das war tats?chlich eine Herausforderung: Neben all den neuen Initiativen und Projekten mussten wir uns nat¨¹rlich auch VPPL-intern definieren und die bestehende gute Kultur weiterentwickeln. Im Sommer haben wir deshalb einen VPPL-Workshop durchgef¨¹hrt und gemeinsam, ¨¹ber den ganzen Bereich, eine Vision entwickelt. Sie lautet: ?Gemeinsam bef?higen wir Menschen, das Potenzial ihrer selbst und anderer zu entfalten.? Es war sch?n zu sehen, dass alle diese Vision mittragen, Energie aus ihr sch?pfen und wir jetzt noch mehr ¨¹ber alle Abteilungen hinweg an einem Strang ziehen. Zudem haben wir eine VPPL-weite Strategie entwickelt, in der wir bestehende Themen aufgenommen und neue Schwerpunkte zusammengef¨¹hrt haben. Dies immer vor dem Hintergrund des Strategie- und Entwicklungsplans der ETH Z¨¹rich.

Apropos Kultur: Wie erleben Sie die an der ETH?
Es gibt hier viele Menschen, die sich stark mit der ETH identifizieren. Ihr Antrieb, zu etwas Sinnhaftem beizutragen, ist gross, und ich sehe ein hohes Mass an Professionalit?t. Zudem haben wir grunds?tzlich einen wertsch?tzenden Umgang miteinander. Man wirft die Flinte nicht einfach ins Korn, wenn es mal schwierig wird. Man sucht in Krisen konstruktive L?sungen. Ich sage nicht, dass wir hier nicht auch noch Luft nach oben haben. F¨¹r mich ist es zentral, dass an der ETH alle Menschen gesch?tzt werden. Es gibt hier eben nicht nur diejenigen Personen mit viel Sichtbarkeit, welche die bahnbrechenden Forschungsarbeiten publizieren. Sondern es gibt auch zahlreiche Menschen, die durch ihre qualitativ hochwertige Arbeit und Professionalit?t indirekt zum Erfolg der Schule beitragen. Ich m?chte, dass auch diese Personen gesehen und ihre Leistung anerkannt wird.

Mit welchem Gef¨¹hl blicken Sie auf 2024?
Auf Projektebene wird es im Bereich VPPL n?chstes Jahr sicher etwas ruhiger, weil viele der neuen Initiativen schon stehen und nun in die Umsetzungs- und Implementierungsphase kommen. Das ist f¨¹r mich ehrlich gesagt nicht so ganz einfach. Ich mag es, Dinge neu zu denken und anzustossen. Ich habe dem Team aber versprochen, ein wenig vom Gas zu gehen, um nicht Ballons steigen zu lassen, die dann keiner mehr halten kann.

Ist das eines der pers?nlichen Entwicklungsziele, die Sie auf den Weg nehmen?
Ja, definitiv! Ich h?tte schon einige Ideen, was wir n?chstes Jahr alles machen k?nnten. Aber ich muss Geduld haben und lernen, diese Konsolidierung im n?chsten Jahr auszuhalten. Das ist f¨¹r mich pers?nlich ein Wachstumsfeld.