Zinsen für wettbewerbsfähige Erneuerbare entscheidend

Erneuerbare Energien sind konkurrenzf?hig geworden. Ein oft übersehener Grund sind die gesunkenen Finanzierungskosten. Forschende der ETH Zürich und des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung haben in Szenarien untersucht, welche Folgen es für regenerative Energien hat, sollte das Zinsniveau steigen.

Da erneuerbare Energien kapitalintensiver sind als fossile Energieträger, nehmen bei steigenden Zinsen die Kosten stärker zu. (Bild: Shutterstock)
Da erneuerbare Energien kapitalintensiver sind als fossile Energietr?ger, nehmen bei steigenden Zinsen die Kosten st?rker zu. (Bild: Shutterstock)

Erneuerbare Energien sind unverzichtbar, um den CO2 –Ausstoss zu vermindern. Ohne sie ist gem?ss s?mtlichen Klima-Szenarien das Ziel des Pariser Abkommens nicht zu erreichen, die globale Erw?rmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen.

Daher hat die Politik verschiedene F?rdermassnahmen für erneuerbare Energien eingeführt, insbesondere in der EU. Der Erfolg blieb nicht aus: Die Stromgestehungskosten alternativer Energien liegen in vielen europ?ischen L?ndern heute in der N?he der (Grenz)-Kosten bestehender Gas- oder Kohlekraftwerke.

In vielen europ?ischen L?ndern, z.B. Spanien und Deutschland, sind in den letzten beiden Jahren Photovoltaik-Anlagen entstanden, die ohne Subventionen auskommen und im Markt bestehen k?nnen. Diese Konkurrenzf?higkeit des ?kostroms basiert einerseits auf reiferer Technologie und h?heren Stückzahlen, was die Kosten senkt. Andererseits – und das wird oft übersehen – haben ebenso die tiefen Kapitalkosten dazu beigetragen. Denn die niedrigen Zinsen erh?hen die Wirtschaftlichkeit der Alternativenergie.

Tiefere Kosten dank niedrigen Zinsen

Doch was passiert, wenn die Zinsen steigen? Dieser Frage sind ETH-Forscher in zwei Studien nachgegangen. Da erneuerbare Energien kapitalintensiver sind als fossile Energietr?ger, nehmen bei steigenden Zinsen deren Kosten st?rker zu. Als Folge verlieren sie an Attraktivit?t. ?Erneuerbare Energien sind jetzt sehr günstig, aber bei h?heren Zinsen nicht mehr zwingend?, sagt Tobias Schmidt, Professor für Energiepolitik.

Untersuchungen von 133 Photovoltaik- und Windkraftprojekten in Deutschland in den letzten 18 Jahren h?tten gezeigt, dass die gesunkenen Stromgestehungskosten zum Beispiel bei Windkraft zu ca. 25 Prozent durch niedrigere Finanzierungskosten begründet seien (vgl. Artikel in externe SeiteNature Energy).

?Erneuerbare Energie ist auch aufgrund stark verbesserter Finanzierungsbedingungen billiger geworden?, sagt Bjarne Steffen, Co-Autor der Studie. Umgekehrt heisst das, dass sich regenerative Energie bei steigenden Finanzierungskosten überdurchschnittlich verteuert.

Bei steigenden Zinsen sinkt die Attraktivit?t

Die ETH-Forscher haben zusammen mit einem Team vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie, die heute in ?externe SeiteNature Sustainability? ver?ffentlicht worden ist, verschiedene Zinsszenarien durchgerechnet. Sollten die Zinsen wieder ein Niveau wie vor dem Ausbruch der Finanzkrise erreichen, n?hmen in Deutschland die Stromgestehungskosten für Solaranlagen um 11 Prozent und für Windkraftprojekte um 25 Prozent zu – mit entsprechenden Folgen für die Konkurrenzf?higkeit.

In einem Szenario eines moderaten Zinsanstiegs würden die – wegen zunehmenden Wissens und besserer Technologie – tieferen Kosten für Solarenergie-Anlagen durch die h?heren Zinskosten aufgewogen. Bei Windkraftwerken gehen die Sch?tzungen davon aus, dass die Stromgestehungskosten in einem Szenario moderat steigender Zinsen um 9 Prozent zunehmen würden.

Auktionen sollen beibehalten werden

Die Instrumente für alternative Energien nun abzuschaffen, wie es in der EU zurzeit überlegt wird, halten die ETH- und PIK-Forscher für eine gef?hrliche Strategie. Im Fall steigender Zinsen würde sich das kontraproduktiv auswirken und die für das Klima notwendige Emissionsreduktion von CO2  w?re gef?hrdet. ?Die positive Entwicklung bei den erneuerbaren Energien sollte man nicht aufs Spiel setzen?, betont Schmidt.

Er spricht sich dafür aus, weiterhin an marktwirtschaftlichen Instrumenten wie Auktionen für Grossanlagen zur  Erzeugung regenerativer Energie festzuhalten. Damit soll der wettbewerbsf?higste Anbieter zum Zug kommen. Solange das Zinsniveau auf tiefem Niveau verharrt, bleiben die Erneuerbaren so subventionsfrei.

Die Studienautoren bejahen zudem einen Mindestpreis für die Emissionszertifikate im europ?ischen Emissionshandelssystem. Dies würde den Umstieg von fossiler auf erneuerbare Energie beschleunigen, indem so Preisstürze für klimasch?dliche CO2 –Emissionen in Zukunft ausgeschlossen w?ren. H?here Finanzierungskosten würden dann den ?bergang zu regenerativer Energie weniger gef?hrden.

Literaturhinweise

Egli F, Steffen B, Schmidt TS: A dynamic analysis of financing conditions for renewable energy technologies. Nature Energy, Vol. 3, Dezember 2018, doi: externe Seite10.1038/s41560-018-0277-y.

Schmidt TS, Steffen B, Egli F, Pahle M, Tietjen O, Edenhofer O: Adverse effects of rising interest rates on sustainable energy transitions. Nature Sustainability, 9. September 2019, doi: externe Seite10.1038/s41893-019-0375-2 .

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