Extrem helle und schnelle Lichtemission

Eine in den vergangenen Jahren intensiv untersuchte Art von Quantenpunkten kann Licht in allen Farben wiedergeben und ist sehr hell. Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung von Wissenschaftlern der ETH Zürich hat nun herausgefunden, warum dem so ist. Die Quantenpunkte k?nnten dereinst in Leuchtdioden zum Einsatz kommen.

Quantenpunkt
Ein C?sium-Bleibromid-Nanokristall unter dem Elektronenmikroskop (Kristallbreite: 14 Nanometer). Einzelne Atome sind als Punkte sichtbar. (Bild: ETH Zürich / Empa / Maksym Kovalenko)

Ein internationales Team von Wissenschaftlern der ETH Zürich, von IBM Research Zurich, der Empa und von vier amerikanischen Forschungseinrichtungen hat die Erkl?rung gefunden, warum eine in den letzten Jahren intensiv untersuchte Klasse von Nanokristallen in so unglaublich hellen Farben leuchtet. Bei den Nanokristallen handelt es um solche aus C?sium-Blei-Halogenid-Verbindungen, die in einer sogenannten Perowskit-Gitterstruktur angeordnet sind.

Vor drei Jahren ist es Maksym Kovalenko, Professor an der ETH Zürich und der Empa, gelungen, aus diesem Halbleitermaterial Nanokristalle – oder Quantenpunkte, wie sie auch genannt werden – herzustellen. ?Diese winzigen Kristalle erwiesen sich als extrem helle und schnell emittierende Lichtquellen, heller und schneller als jede andere bisher untersuchte Art von Quantenpunkten?, sagt Kovalenko. Indem er die Zusammensetzung der chemischen Elemente und die Nanopartikelgr?sse variierte, gelang es ihm ausserdem, unterschiedliche Nanokristalle herzustellen, die in den Farben des gesamten sichtbaren Spektrums leuchten. Diese Quantenpunkte werden daher auch als Komponenten zukünftiger Leuchtdioden und Bildschirme gehandelt.

In einer in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift externe SeiteNature ver?ffentlichten Studie untersuchte das internationale Forscherteam diese Nanokristalle nun einzeln und ?usserst detailliert. Dabei konnten die Wissenschaftler best?tigen, dass die Nanokristalle extrem schnell Licht emittieren. Bisher untersuchte Quantenpunkte senden bei Raumtemperatur typischerweise rund 20 Nanosekunden, nachdem sie angeregt werden, Licht aus. Das ist bereits sehr schnell. ?C?sium-Blei-Halogenid-Quantenpunkte hingegen emittieren Licht bei Raumtemperatur nach nur einer Nanosekunde?, erkl?rt Michael Becker, der Erstautor der Studie. Er ist Doktorand der ETH Zürich und führt seine Doktorarbeit bei IBM Research durch.

Quantenpunkt-Probe
Eine Probe mit mehreren grün leuchtenden Perowskit-Quantenpunkten, die von einem blauen Laser angeregt werden. (Bild: IBM Research / Thilo St?ferle)

Elektronen-Loch-Paar in angeregtem Zustand

Um zu verstehen, warum die C?sium-Blei-Halogenid-Quantenpunkte nicht nur schnell, sondern auch sehr hell sind, muss man in die Welt der einzelnen Atome, Lichtteilchen (Photonen) und Elektronen eintauchen: ?Halbleiter-Nanokristalle kann man mit einem Photon so anregen, dass ein Elektron seinen angestammten Platz im Kristallgitter verl?sst und dort eine Lücke hinterl?sst?, erkl?rt David Norris, Professor für Material-Engineering an der ETH Zürich. Es entsteht ein Elektronen-Loch-Paar, das sich in einem angeregten Energiezustand befindet. F?llt das Elektronen-Loch-Paar in seinen energetischen Grundzustand zurück, wird dabei Licht emittiert.

Unter bestimmten Bedingungen sind verschiedene Zust?nde angeregter Energie m?glich, wobei in vielen Materialien der wahrscheinlichste davon ein ?dunkler Zustand? genannt wird. ?In einem solchen dunklen Zustand kann das Elektronen-Loch-Paar nicht direkt in den Grundzustand zurückfallen. Die Lichtemission wird daher unterdrückt, sie erfolgt langsamer und ist weniger hell?, sagt Rainer Mahrt, Wissenschaftler bei IBM Research.

Nicht im dunklen Zustand

Wie die Forschenden nun zeigen konnten, unterscheiden sich die C?sium-Blei-Halogenid-Quantenpunkte von anderen Quantenpunkten: Bei den C?sium-Blei-Halogenid-Quantenpunkten ist der wahrscheinlichste angeregte Energiezustand kein dunkler Zustand. Vielmehr befinden sich angeregte Elektronen-Loch-Paare in einem Zustand, aus dem sie sofort Licht emittieren k?nnen. ?Dies ist der Grund, warum sie so hell leuchten?, sagt Norris.

Zu diesem Schluss kamen die Forschenden anhand ihrer neuen Experimentaldaten und mithilfe von theoretischen ?berlegungen, bei denen Alexander Efros federführend war, ein theoretischer Physiker am Naval Research Laboratory in Washington. Er ist ein Pionier der Quantenpunkt-Forschung und fand vor 35 Jahren gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern heraus, wie traditionelle Halbleiter-Nanokristalle funktionieren.

Hervorragend für Datenübertragung

Weil die untersuchten C?sium-Blei-Halogenid-Quantenpunkte nicht nur hell sind, sondern auch günstig herzustellen, kommen sie für den Einsatz in Bildschirmen infrage. Mehrere Firmen, sowohl in der Schweiz als auch weltweit, leisten Entwicklungsarbeit in diesem Bereich. ?Weil die Quantenpunkte Photonen sehr schnell emittieren k?nnen, sind sie ausserdem interessant für die optische Datenkommunikation innerhalb von Rechenzentren und Supercomputern. Schnelle, kleine und effiziente Komponenten sind dort besonders wichtig?, sagt Mahrt. Eine weitere künftige Anwendung w?re die optische Simulation von Quantensystemen, welche in der Grundlagenforschung und der Materialwissenschaft bedeutend ist.

ETH-Professor Norris schliesslich ist daran interessiert, das neue Wissen für die Entwicklung neuer Materialien zu nutzen. ?Da wir nun verstehen, warum diese Quantenpunkte so hell sind, k?nnen wir auch darüber nachdenken, andere Materialien mit ?hnlichen oder noch besseren Eigenschaften zu entwickeln?, sagt er.

Literaturhinweis

Becker MA, Vaxenburg R, Nedelcu G, Sercel PC, Shabaev A, Mehl MJ, Michopoulos JG, Lambrakos SG, Bernstein N, Lyons JL, St?ferle T, Mahrt RF, Kovalenko MV, Norris DJ, Rainò G, Efros AL: Bright triplet excitons in caesium lead halide perovskites. Nature 2018, doi: externe Seite10.1038/nature25147

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