Leibwächter für unreife Proteine

Viele Proteine sind w?hrend ihrer Entstehung in der Zelle auf die Hilfe molekularer Beschützer, sogenannter Chaperone, angewiesen. Welche Rolle sie bei der Faltung von Membranproteinen spielen k?nnen, war lange Zeit ungekl?rt. Forschende der ETH Zürich und der Universit?t Basel konnten nun zeigen, wie Chaperone ein unreifes bakterielles Membranprotein stabilisieren, in die richtige Faltungsrichtung lenken und so vor Fehlfaltung schützen.

Vergr?sserte Ansicht: Chaperone (hellblau) helfen beim Einbau und der Faltung des bakteriellen Membranproteins FhuA (gelb).
Chaperone (hellblau) helfen beim Einbau und der Faltung des bakteriellen Membranproteins FhuA (gelb).

Ununterbrochen produzieren Maschinen in der Zelle lange Peptidketten, die Proteine. Damit ein Protein seine Aufgaben ordentlich erfüllen kann, muss es dann aber zun?chst seine richtige r?umliche Struktur einnehmen. In jeder Zelle gibt es dazu molekulare Helferproteine, genannt Chaperone. Sie passen auf die noch unreifen Proteine auf, helfen ihnen bei der Faltung und verhindern Fehler. Forscher um Sebastian Hiller, Professor am Biozentrum der Universit?t Basel und Daniel Müller, Professor für Biophysik am Department Biosysteme (D-BSSE) der ETH Zürich in Basel, haben herausgefunden, wie zwei Chaperone im Darmbakterium E. coli das Membranprotein FhuA beim Transport beschützen und ihm beim Einf?deln in die Membran assistieren.

Hilfe beim Einf?deln von Membranprotein

In der ?usseren Membran von Bakterien sind unz?hlige Proteine eingebettet, die N?hrstoffe und Signalmoleküle transportieren. Eines dieser membranst?ndigen Transporter ist das Protein FhuA. Mithilfe dieses Proteins nehmen die Bakterien das für sie lebenswichtige Eisen, aber auch Antibiotika auf. Doch wie gelangt nun das sehr grosse, fassf?rmige FhuA-Protein unbesch?digt in die ?ussere Membran? Dieser Frage sind die Wissenschaftler vom Biozentrum und dem D-BSSE auf den Grund gegangen. Die entsprechende Studie erschien kürzlich in ?Nature Structural & Molecular Biology?.

Um sich einen Weg in die ?ussere Membran zu ebnen, bedient sich FhuA der Hilfe zweier Chaperone. Mittels Strukturanalysen und Einzelmolekül-Kraftspektroskopie konnten die Forscher nun erstmals aufkl?ren, wie die beiden Chaperone das noch unreife Protein stabilisieren und eine Fehlfaltung verhindern. ?Dieser Vorgang ist überaus dynamisch?, erkl?rt Hiller. ?Im Schutz der Chaperone wechselt FhuA st?ndig innerhalb tausendstel von Sekunden seine Struktur. So kann es energetisch günstige Zust?nde suchen, die das schrittweise Einf?deln einzelner Proteinabschnitte in die Membran erst erm?glichen.? Mit dem Einbau des letzten Abschnittes erh?lt FhuA dann seine reife, funktionstüchtige Fass-Struktur. Ungeschützt würde sich FhuA falsch falten und schliesslich verklumpen.

Protein-Chaos ohne Chaperone

Chaperone sind massgeblich an der Bildung funktionstüchtiger Proteine beteiligt. Sie spielen für die richtige Faltung l?slicher Proteine eine wichtige Rolle, und sind darüber hinaus für den Einbau von komplexen Proteinmolekülen in die ?ussere Membran von Bakterien notwendig.

Da verschiedene Organellen in pflanzlichen und tierischen Zellen bakteriellen Ursprungs sind, schützen auch hier Chaperone auf ?hnliche Weise die Proteine und helfen beim Einbau. Den Studien kommt daher h?chste Wichtigkeit zu für Krankheiten durch fehlgefaltete Proteine, wie Alzheimer, Parkinson oder Mukoviszidose.

?Dass Chaperone andere Proteine vor Fehlfaltung schützen und deren korrekte Faltung begünstigen, ist schon l?nger bekannt. Durch unsere Arbeit konnten wir nun erstmals an biologischen Zellen aufzeigen, wie Chaperone die für die Pharmaforschung wichtigen Membranproteine bei der Faltung unterstützen?, erkl?rt ETH-Professor Daniel Müller. Bisher habe man dies fast ausschliesslich anhand künstlicher Umgebungen untersuchen k?nnen. Dadurch habe man jedoch kaum verstanden, wie sich Proteine in die Membran einer Zelle falten. ?Grob gesagt war es bisher so, als ob man eine Kuh aufs Eis stellt, um ihr natürliches Verhalten zu untersuchen, dann aber überraschende Reaktionen beobachtet, von denen wir nicht wissen k?nnen, ob sie ?normal“ sind?, sagt Müller. ?Wir verstehen dank der aktuellen Arbeit nun aber besser, wie die Zelle ihre molekularen Maschinchen in die Zellmembran einbaut, so dass sie dort ihre Aufgaben erfüllen k?nnen.?

Dieser Text basiert auf einer externe SeiteMedienmitteilung des Biozentrums der Universit?t Basel.

Literaturhinweis

Thoma J, Burmann BM, Hiller S & Müller DJ. Impact of holdase chaperones Skp and SurA on the folding of b-barrel outer membrane proteins. Nature Structural & Molecular Biology; published online 7th September 2015. DOI externe Seite10.1038/nsmb.3087

JavaScript wurde auf Ihrem Browser deaktiviert