Einfacher Proteine analysieren

Weniger Zeit, weniger Fehler und leichtere Handhabung: Das verspricht eine neue Technologie für die Analyse von Proteinen in Labors. Tina Hovestadt hat für dieses Projekt ein Pioneer Fellowship der ETH Zürich erhalten.

Vergr?sserte Ansicht: Tine Hovestadt
Tina Hovestadts Swissblot verkürzt die Proteinanalyse. (Bild: ETH Zürich/Andrea Schmits)

Der Western Blot ist ein molekularbiologisches Verfahren zum Nachweis von Proteinen und geh?rt in der Biochemie zum Standard: Alleine in Europa wird dieser Test t?glich mehr als 6000 Mal durchgeführt. Seine Anwendung reicht von der Entwicklung neuer Medikamente über die Diagnose von Infektionen bis hin zur Lebensmittelkontrolle. Jedoch ist das Verfahren derzeit noch sehr zeitaufwendig und fehleranf?llig. Rund sechs Stunden dauert jedes einzelne Experiment – wobei jedes vierte fehlschl?gt und wiederholt werden muss. Das m?chte Tina Hovestadt ?ndern: Die 25-J?hrige, die im Juni ihre Masterarbeit im Fach Maschineningenieurwissenschaften abgegeben hat, arbeitet derzeit an einem Ger?t, welches die Proteinanalyse revolutionieren soll.

?Swissblot? heisst die Technologie, für deren Entwicklung sie nun ein Pioneer Fellowship der ETH Zürich erhalten hat. Diese Stipendien haben zum Ziel, junge Forschende bei der Entwicklung von innovativen Produkten oder Dienstleistungen zu unterstützen. Das Resultat soll der Gesellschaft dienen oder auch kommerziell genutzt werden k?nnen.

Fehlerrate massiv reduziert

Der Markt ist da: Europaweit liegt er laut Hovestadt bei 50 Millionen Franken. Dafür soll Swissblot den Forschenden das Verfahren zur Proteinanalyse massgeblich erleichtern, indem es die beiden kritischen Schritte Proteintrennung (?Running?) und Proteintransfer (?Transfer?) zu einem einzigen Schritt reduziert und automatisiert. ?Das würde die Zeit, die für die Handhabung ben?tigt wird, stark verringern und zudem die Fehlerrate signifikant reduzieren?, sagt Hovestadt.

Die Stipendiatin von der Product Development Group am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik besch?ftigt sich mit den maschinenbaulichen Aspekten des Projekts. Ihre beiden Teamkollegen Raymond Buser, Biochemiker am Departement Biologie und Florian Rosenthal, Zellbiologe von der Universit?t Zürich, erg?nzen das interdisziplin?re Team mit biologischem Knowhow. Aber auch der gesamte Businessplan von der Idee bis zum Vertrieb geh?rt dazu. Hovestadt: ?Die Entwicklung von Swissblot beinhaltet viele verschiedene Fragestellungen. Spannend finde ich auch Themen wie m?gliche Partnerschaften, Vermarktung oder die Preisstrategie.?

Grosses Potenzial

Detlef Günther, Vizepr?sident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, setzt Hoffnung in das Projekt: ?Swissblot hat sich zum Ziel gesetzt, eine in der Biologie sehr h?ufig verwendete Technik zu verbessern, die weltweit seit vielen Jahren immer individuell und manuell durchgeführt und angewendet wurde?, sagt Günther. ?Das ist sehr zeitaufwendig und trotzdem hat sich bisher offenbar noch kein Wissenschaftler Gedanken dazu gemacht, diese Technik zu automatisieren.?

Der Gedanke, dass man die Reproduzierbarkeit von Blots signifikant erh?hen kann, k?nnte laut Günther zu einer sehr breiten Anwendung führen und habe grosses Potenzial. Dazu müsse man aber überzeugend nachweisen, dass die neue Technik nicht zu einem Informationsverlust führt. ?Ich wünsche Tina Hovestadt und dem ganzen Team, dass das schnell demonstriert werden kann und überzeugend gelingt.?

Doch wie geht man mit dem Erfolgsdruck um, wenn man in jungen Jahren bereits eine Technologie mit so grossem Potenzial entwickelt? ?Ich sehe das Projekt als einen Lernprozess?, sagt Hovestadt. ?Es bringt nichts, die eigenen Erwartungen ins Unendliche zu schrauben. Meiner Meinung nach ist es die Aufgabe von uns Ingenieuren, L?sungen für Probleme zu entwickeln – und über den Western Blot jammern alle.?

Pioneer Fellowships 2015

Die Projekte, welche die ETH Zürich in diesem Jahr mit einem Stipendium von 150‘000 Franken unterstützt, stehen fest. Das sind die fünf Auserw?hlten:

  • Nescher Thomas: ?Real Walking in Virtual Environments?
  • Claudia Kuster: ?Gaze Correction for Mainstream Video Conferencing?
  • Franz-Josef Obermair: ?Taking the MCR technology from bench to bedside?
  • Tomas de Wouters: ?Re-assembled functional intestinal microbiota for safe and effective treatment of Clostridium difficile infections?
  • Tina Hovestadt: ?SwissBlot – the smart way to analyze proteins?
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