Ein Labor für die reale Welt

Der neue Master-Studiengang (MSc) «Science, Technology and Policy» der ETH Zürich soll Naturwissenschaftler, Ingenieure und Architekten dazu befähigen, Entscheidungsprozesse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, wissenschaftlich zu begleiten und mitzugestalten.

Vergr?sserte Ansicht: Der neue Master-Studiengang (MSc) «Science, Technology and Policy» der ETH Zürich. (Bild: iStockphoto.com/zjirousek)
Der neue Master-Studiengang vermittelt Natur-, Architektur- und Ingenieurstudierenden Politikkompetenz. (Bild: iStockphoto.com/zjirousek)

Raus aus der Hochschule, rein in die Entscheidungsprozesse von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. So l?sst sich der Grundgedanke hinter dem neuem Master-Studiengang (MSc) ?Science, Technology and Policy? beschreiben. Im Verlauf von drei Semestern erwerben Ingenieure, Naturwissenschaftler und Architekten grundlegende Kenntnisse über Strukturen und Prozesse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Sie lernen, Entscheidungsoptionen mit wissenschaftlichen Methoden systematisch zu bewerten und dadurch zur Bew?ltigung von zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen beizutragen. Der Studiengang soll ETH-Absolventinnen und -Absolventen dazu bef?higen, ihr Know-how in Naturwissenschaften, Technik oder Architektur zu Zukunftsthemen wie Stadtentwicklung, Energie, Nachhaltigkeit und Informations- und Kommunikationstechnologie besser in Entscheidungsprozesse einbringen zu k?nnen.

Studiengang ist Teil eines neuen ETH-Instituts

Der Master-Studiengang ist Teil des Gesamtkonzepts des neu gegründeten Institute of Science, Technology and Policy (ISTP), eine neue departementsübergreifende Plattform der ETH Zürich. Es ist ein wichtiger Baustein in der sogenannten ?Critical Thinking?-Initiative der ETH Zürich.

Das ISTP soll eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften erm?glichen. Direktor ist der Politikwissenschaftler Thomas Bernauer, Vizedirektor ist Reza Abhari, Professor für Energietechnik. Der Institutsleitung geh?ren zudem die Professoren Hubert Klumpner (Architektur), Timothy Roscoe (Computerwissenschaften) und Andreas Wenger (Sicherheitspolitik) an.

?Bislang gibt es weltweit nur in den USA Vergleichbares?, sagt Bernauer. Vergleichbare Institute finden sich zum Beispiel am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Carnegie Mellon University. Doch Bernauer ist überzeugt, dass f?cherübergreifende F?higkeiten künftig zunehmend gefragt sein werden. Und er ist mit seiner ?berzeugung nicht allein. Entstanden ist das ISTP auf Initiative von über zwanzig ETH-Professoren.

?Jeder einzelne?, erz?hlt er, ?hat einen Brief geschrieben und zusammen mit einem gemeinsam erarbeiteten Businessplan haben wir im Herbst 2014 unsere Idee der Schulleitung vorgestellt?. Dort stiessen sie auf offene Ohren und erhielten die Zusage für den Aufbau des Instituts und des Studiengangs. Beide sind in einer ersten Pilotphase auf vier Jahre angelegt. Jeder der Gründer wird etwa 20 Prozent seiner Zeit für das ISTP aufwenden – zus?tzlich zur bisherigen wissenschaftlichen Arbeit und Lehre.

Institut zieht in eigenes, neu gestaltetes Geb?ude

Damit der interdisziplin?re Austausch nicht nur in der Lehre stattfindet, sondern auch im Alltag gelebt werden kann, wurde dem neuen Institut von der Schulleitung ein eigenes Geb?ude zur Verfügung gestellt. In der Universit?tsstrasse 41 wird das ISTP ab Sommer 2015 sein Zuhause haben. Die R?ume werden bis dahin unter der Leitung von Hubert Klumpner, Architekt und ETH-Professor für Architektur und St?dtebau, angepasst.

Das Geb?ude soll die neue Denkschule widerspiegeln und wird offen und kommunikativ gestaltet. Klumpner geh?rt zu den Initiatoren und sagt: ?Das ISTP wird gewissermassen ein Labor, in dem die Studierenden auf die Herausforderungen der realen Welt vorbereitet werden?.

In sechs Basiskursen erwerben die Studierenden fundiertes Wissen darüber, wie Institutionen und Entscheidungsprozesse in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren. Zudem lernen sie, wie L?sungsm?glichkeiten für komplexe gesellschaftliche Probleme nach unterschiedlichen Kriterien mit wissenschaftlichen Methoden bewertet werden k?nnen. Dieses Wissen wird dann durch Fallstudien zu konkreten gesellschaftlichen Herausforderungen sowie in der Masterarbeit vertieft.

Aufgrund vieler Gespr?che mit Entscheidungstr?gern in Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft geht Bernauer davon aus, dass die Absolventen des neuen Studiengangs in der Privatwirtschaft, dem ?ffentlichen Sektor, NGOs sowie internationalen Organisationen sehr gefragt sein werden.

Für Naturwissenschaftler und Ingenieure

Voraussetzung für den neuen Studiengang ist entweder ein abgeschlossenes Bachelor-Studium in Architektur oder den Ingenieur- oder Naturwissenschaften plus zwei Semester eines Master-Studiums in einem dieser Bereiche. Alternativ k?nnen sich Interessierte nach einem bereits abgeschlossenen Master-Studium an der ETH Zürich oder der EPFL anmelden.

Wer den ersteren Weg w?hlt kann im Anschluss an den dreisemestrigen MSc ?Science, Technology and Policy? in den ursprünglichen Master-Studiengang zurückkehren und dort nach ein bis zwei Semestern ebenfalls abschliessen. Damit werden die Absolventen mit dem MSc ?Science, Technology and Policy? in der Regel über eine Doppelqualifikation verfügen.

Anmeldung bis Ende M?rz

Interessierte k?nnen sich ab dem 1. M?rz für den Master-Studiengang bewerben. Anmeldeschluss ist der 31. M?rz 2015. Das Studium beginnt im September 2015. Unterrichtssprache wird Englisch sein.

Weitere Informationen zur Anmeldung und dem ISTP unter: www.istp.ethz.ch.

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