«Wir können noch viel zusammen machen»

Die Organisation ?Hochschulmedizin Zürich? besteht nun seit drei Jahren. Die Partnergesellschaft von Universit?t, ETH Zürich und universit?ren Spit?lern pr?sentierte am Jahresanlass Erfolge der gest?rkten Zusammenarbeit, aber auch neue Vorhaben mit zukunftsweisendem Potenzial.

Vergr?sserte Ansicht: Zuhörer beim Jahresanlass Hochschulmedizin
Beim Jahresanlass der Hochschulmedizin Zürich kamen Vertreter der Partnerinstitutionen zusammen, um die bisherigen Erfolge der Zusammenarbeit Revue passieren zu lassen. (Foto: Nicole Estermann / Hochschulmedizin Zürich)

?Jede Zusammenarbeit ist eine Herausforderung, aber auch lustvoll und produktiv?, sagte Martin Waser zur Er?ffnung des Jahresanlasses Hochschulmedizin am vergangenen Freitag. Der Pr?sident des Spitalrats des Universit?tsspitals Zürich lobte das erfolgreiche Miteinander, das sich unter dem Dach der Hochschulmedizin Zürich zwischen Universit?t, ETH und Universit?tsspital entwickelt hat. Seit nunmehr drei Jahren f?rdert die Gesellschaft institutionsübergreifende Projekte und hilft, die Expertisen der beiden Hochschulen und der Spit?ler zu bündeln. Solche Projekte profitierten von der hervorragenden Ausgangslage am Standort Zürich, sagte Waser. Aber die N?he werde noch zu wenig genutzt. ?Wir k?nnen noch viel zusammen machen?, rief er die Partner dazu auf, die Grenzen der Institutionen in Zukunft noch h?ufiger zu überschreiten.

Roland Siegwart, Vizepr?sident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich, liess die Entwicklung der Hochschulmedizin Zürich Revue passieren. Zwar fiel der offizielle Startschuss erst 2011, doch eigentlich begann die fruchtbare Zusammenarbeit schon viel früher: Das erste gemeinsame Institut im medizinischen Bereich gründeten Universit?t und ETH Zürich bereits im Jahr 1971. Das Institut für biomedizinische Technik sei inzwischen weltweit führend im Bereich der bildgebenden Verfahren in der Medizin, sagte Siegwart. 2011 startete dann die Hochschulmedizin Zürich mit einer kleinen Saat, die sich in den Folgejahren sehr gut entwickelt habe.

Herzpumpen auch fürs Treppensteigen

Vergr?sserte Ansicht: Roland Siegwart spricht beim Jahresanlass Hochschulmedizin
Roland Siegwart, ETH-Vizepr?sident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, führte durch die Entwicklung der Hochschulmedizin Zürich. (Foto: Angelika Jacobs / ETH Zürich)

Aus der intensiv gelebten Zusammenarbeit sind vielversprechende Projekte hervorgegangen, so zum Beispiel das Projekt ?Zurich Heart?, das technologische Innovationen aus dem Ingenieurbereich und medizinische Fachkenntnisse vereint, um Kunstherzen zu entwickeln. Die Projektpartner haben sich das ambitionierte Ziel gesteckt, bessere Herzpumpen zu entwickeln, die sich zum Beispiel der Aktivit?t des Tr?gers anpassen, also beim Treppensteigen schneller pumpen als beim Sitzen, und generell weniger Komplikationen ausl?sen als die heutigen Systeme.

Als jüngste Entwicklung in der Geschichte der Hochschulmedizin Zürich ist ein Zuwachs der Partner zu verzeichnen. Neu haben sich auch die anderen vier Zürcher Universit?tsspit?ler der Gesellschaft angeschlossen: das Kinderspital Zürich, die Universit?tsklinik Balgrist, die Psychiatrische Universit?tsklinik und der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst. Die erweiterte Gesellschaft dürfte einen fruchtbaren N?hrboden bieten für die Seed-Projekte, welche die Gesellschaft mit 100‘000 Franken anschubfinanziert. Roland Siegwart betonte die hohen Anforderungen an diese Projekte: Sie sollen neue Zusammenarbeiten initiieren, einen originellen, inter- und transdisziplin?ren Charakter aufweisen und das Potenzial haben, zu neuen Flaggschiffen der Gesellschaft zu werden.

Von Stammzellen und braunem Fettgewebe

Anschliessend geh?rte das Podium den Initianten der fünf Seed-Projekte, welche den Zuspruch der Auswahlkommission erhalten hatten. Zu h?ren waren ambitionierte Vorhaben, von Herzregeneration über den Einfluss der Darmflora auf das Immunsystem, sicherere Stammzellen für Anwendungen in der regenerativen Medizin, und die Suche nach Biomarkern für bessere Diagnostik der Aortendissektion, eines gef?hrlichen Herzleidens, bis hin zur Rolle braunen Fettgewebes bei Cancer cachexia, dem schleichenden Gewichtsverlust bei Krebspatienten. Initiant des letzteren Projekts ist ETH-Professor Christian Wolfrum, der mit seiner Forschung an braunem Fettgewebe bereits wichtige Erkenntnisse zu Behandlungsm?glichkeiten von Fettleibigkeit beigetragen hat. Im Gegensatz zu weissem Fettgewebe, welches im ?berschuss zu ?bergewicht führt, verbrennen braune Fettzellen Energie, um W?rme zu erzeugen. In Zusammenarbeit mit Partnern von Universit?tsspital und Universit?t Zürich hoffen er und seine Mitarbeiter Faktoren ausfindig zu machen, die braunes Fettgewebe induzieren und aktivieren. So k?nnten Krebspatienten vor der zunehmenden Schw?che durch Gewichtsverlust bewahrt werden.

Demenzforschung für Diagnose und Therapie

Nachdem die G?ste in der Aula der Universit?t Zürich diesen Blick in die Zukunft der Hochschulmedizin Zürich erhaschen durften, stellte Roger Nitsch, Professor für Molekulare Psychiatrie an der Universit?t Zürich, eines der etablierten Projekte vor, die aus der Zusammenarbeit der Institutionen hervorgegangen sind. ?Wir werden immer gesünder alt?, sagte Nitsch. Einzige Ausnahme sei die Demenz, deren Fortschreiten man bisher nicht aufhalten k?nne. Um das zu ?ndern, brauche es Früherkennung, Pr?vention und Therapiem?glichkeiten. Erste Durchbrüche seien bereits zu verzeichnen, zum Beispiel in Form eines bildgebenden Verfahrens, mit welchem man erste Anzeichen einer Demenz bereits 10 bis 20 Jahre vor dem Auftreten von Symptomen erkennen k?nne. Man habe also etwa 15 Jahre Zeit, etwas gegen das Fortschreiten zu unternehmen. Vielversprechend ist eine Antik?rper-basierte Therapie, welche die Amyloid-Plaques angreift, die sich im Gehirn von Alzheimerpatienten ausbreiten und Gehirnstrukturen zersetzen.

Grundstein für m?gliches Nationales Programm

Vergr?sserte Ansicht: Ruedi Aebersold spricht am Jahresanslass Hochschulmedizin
Es brauche ein Nationales Programm, um die Herausforderungen der personalisierten Medizin zu bew?ltigen, betonte ETH-Professor Ruedi Aebersold. (Foto: Angelika Jacobs / ETH Zürich)

Ruedi Aebersold, Professor für Molekulare Systeme an der ETH und Universit?t Zürich, stellte schliesslich die Vision für ein nationales Programm für personalisierte Medizin vor. Die Vision von optimierten Therapien für jeden individuellen Patienten verfolgt die Hochschulmedizin Zürich seit Frühjahr mit einem neuen Kompetenzzentrum. Um den internationalen Anschluss in diesem Forschungsgebiet nicht zu verlieren, braucht es aber mehr als vereinzelte Forschungsprojekte und Zentren. Das Sammeln und Speichern von Gesundheitsdaten muss künftig zentral organisiert, die Sicherheit dieser Daten gew?hrleistet und zugleich der Zugang zu diesen Daten für Forschungszwecke sichergestellt werden. Dies sei nur in einem nationalen Rahmen zu bew?ltigen.

Aebersold beschrieb eindrücklich, wie die verschiedenen Projekte von personalisierter Medizin bis ?Big Data?, die schweizweit bereits stattf?nden, gebündelt werden k?nnten, um die Schweiz für die Herausforderungen der individualisierten Medizin aufzustellen. ?Keines der bisherigen Programme allein hat die n?tige Breite, das Ausmass und die Finanzkraft für eine internationale Spitzenposition?, so Aebersold. Aufbauend auf dem Kompetenzzentrum der Hochschulmedizin Zürich und weiteren interdisziplin?ren Projekten, zum Beispiel dem 2016 auslaufenden SystemsX.ch, k?nnte ab 2017 ein Nationales Programm ?Sytems Health? entstehen. ?Die Zeit ist reif für ein so grosses Projekt?, sagte Aebersold.

Das Schlusswort hatte Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaften der Universit?t Zürich. ?Aus wenig haben wir viel gemacht?, unterstrich er die Erfolge, welche mit anf?nglich kleinen Schritten im Rahmen der Gesellschaft Hochschulmedizin Zürich bereits erreicht worden seien. Die Zusammenarbeit verglich er mit Zahnr?dern, die ineinandergreifen, um Expertisen zu bündeln und mehr zu erreichen, als jeder einzelne es k?nnte.

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