1848–1855: Polytechnische Fundierung eines alten Traums

Am 7. Februar 1854 erliessen die eidgen?ssischen R?te das Gesetz über die ?eidgen?ssische polytechnische Schule in Verbindung mit einer Schule für das h?here Studium der exakten, politischen und humanistischen Wissenschaften?.

Im Herbst 1855 nahm das Polytechnikum seinen Betrieb auf.

Historische Aufnahme
Die Vision der nationalen Bildungsst?tte wurzelt im 18. Jahrhundert.

Eckdaten dieser Epoche:

Die nationale Bildungsst?tte entsteht

Das Gründungsgesetz war ein Neubeginn, aber es markierte auch den Schlusspunkt einer langen Debatte. Schon im 18. Jahrhundert hatten Aufkl?rer wie Isaak Iselin patriotische Tr?ume von der h?heren Bildung der Eidgenossen getr?umt und w?hrend der Helvetischen Republik entwarf Minister Philipp Albert Stapfer das Konzept einer gesamtschweizerischen Universit?t. Diese Ideen erhielten mit der Bundesstaatsgründung 1848 Auftrieb. Bereits in seiner zweiten Sitzung stritt das neue Parlament ausführlich darüber, ob zus?tzlich zu den bestehenden kantonalen Universit?ten auch eine nationale Bildungsst?tte zu gründen sei. Die Hochschulfrage war eng an die Entwicklung des Bundesstaates geknüpft.

Mehrere Expertenkommissionen nahmen sich der Frage an, aber erst nach jahrelangen Verhandlungen fand man eine L?sung. Die Vorlage war wegen der Mehrsprachigkeit der Schweiz ?usserst kontrovers. Zudem wollten katholische und l?ndliche Kantone ein kulturelles Diktat der protestantisch-st?dtischen Zentren Genf, Bern, Basel und Zürich abwenden. Diese fürchteten ihrerseits die Konkurrenz einer Nationaluniversit?t, weil sie selbst Hochschulen unterhielten. Mehrheitsf?hig wurde das Projekt erst, als es auf technische F?cher redimensioniert wurde.

Man kann die Gründung des Polytechnikums 1854 daher als die polytechnische Fundierung des alten helvetischen Traums einer nationalen Universit?t bezeichnen.

Verzicht auf klassischen F?cherkanon

Der Verzicht auf den klassischen F?cherkanon einer Universit?t war nicht nur die notwendige Voraussetzung dafür, dass das Projekt überhaupt realisiert werden konnte. Dieser programmatische Zuschnitt knüpfte unmittelbar an das aufstrebende Projekt der technisch-industriellen Moderne an. Das eidgen?ssische Polytechnikum sollte das Wissen für den Aufbau einer zukünftigen nationalen Infrastruktur generieren. Zugleich sollte es ein konkurrenzloses Angebot machen, um die Professionalisierungs- und Karrierechancen der nationalen Elite zu verbessern.

Leistungen der Gründungsdebatte

Die grosse Gründungsdebatte erbrachte damit gleich drei Leistungen:

  • Sie ordnete die Traditionsbezüge des Projektes und verlieh dem eher nüchternen polytechnischen Institut noch vor seiner Er?ffnung den Ruf einer Universit?t.
  • In der Debatte wurde der relativ enge institutionelle Rahmen zwischen ausl?ndischen Vorbildern, kantonalen Vorgaben, professionellen Hoffnungen und industriell-gewerblichen Ansprüchen ausgelotet, in dem die Schulgründung stattfinden musste.
  • Die Debatte legte ein f?deralistisch abgesichertes Programm fest, dank dem das Polytechnikum als ein eidgen?ssisches Nischenprodukt hinsichtlich der Ausbildung von Ingenieuren Realit?t wurde.

Die hier gezeigten Inhalte entstanden im Rahmen des Projekts ?ETHistory 1855-2005?. Die Projekt-Website, eine Web-Ausstellung des Instituts für Geschichte der ETH Zürich, bietet zahlreiche weitere Informationen zur ETH-Geschichte und erm?glicht virtuelle Zeitreisen durch 150 Jahre Hochschulgeschichte.

www.ethistory.ethz.ch

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