Wie steht’s um die Schweizer Energieeffizienz?

Energieeffizienz ist im Zuge der Energiestrategie 2050 ein grosses Thema. Aber wie effizient – oder ineffizient – sind wir denn nun, und wie gross ist das Einsparpotential? Diese Fragen versuchen wir mit einem dreij?hrigen Forschungsprojekt zumindest für Schweizer Haushalte zu beantworten.

Enlarged view: Glühbirne
(Bild: iStock)

Mit dem Projekt ?Underlying energy efficiency and technological change in the Swiss household sector“ versuchen wir am Zentrum für Energiepolitik und ?konomie (CEPE) der ETH Zürich der Energieeffizienz von Schweizer Haushalten auf den Grund zu gehen. Ein Ingenieur würde dafür einen sogenannten ?bottom-up?-Ansatz w?hlen und Schweizer Haushalte besuchen, um zum Beispiel zu messen, wie viel Energie ein durchschnittlicher Schweizer für die Zubereitung eines Nachtessens ben?tigt. Diese Messungen würde der Ingenieur dann mit dem Verbrauch für die Zubereitung eines Nachtessens eines brandneuen Kochherdes vergleichen. Das w?re eine sogenannte Effizienzanalyse vor Ort. So k?nnte er dann für die ganze Schweiz hochrechnen, wie gross das Stromspar-Potential beim Nachtessen-Kochen w?re. McKinsey [1] hat das im Jahr 2009 für alle Energieanwendungen (ausgenommen Transport) in den USA durchgeführt und kommt auf ein Einsparpotential von 20 bis 30 Prozent.

Vergleich anhand mehrerer Faktoren

Wir hingegen benutzen einen ?konometrischen [2] (?top-down?) Ansatz, um die Effizienz der Schweizer Haushalte im Gebrauch von Energie in einem sogenannten Benchmarking abzusch?tzen. Bei einem einfachen Vergleich – wenn man zum Beispiel lediglich den Energieverbrauch pro Quadratmeter Wohnfl?che zweier Haushalte betrachtet – werden viele andere Einflussfaktoren ausser Acht gelassen. So kann ein Verbrauchsunterschied in diesem einfachen Vergleich zum Beispiel auch aufgrund einer unterschiedlichen Anzahl Haushaltsmitglieder zustande kommen. Solche Vergleiche sind daher wenig aussagekr?ftig und oft unfair. In unserem ?konometrischen Modell berücksichtigen wir deshalb verschiedene Einflussfaktoren, die den Energieverbrauch bestimmen – also nicht nur die Wohnfl?che, sondern auch andere Faktoren wie Anzahl Haushaltsmitglieder, Gebrauchsgewohnheiten, Ger?teausstattung und weitere sozio-?konomische Gegebenheiten. Mit diesem Modell sch?tzen wir eine Best-practice-Stromnachfragekurve, welche die effizientesten Schweizer Haushalte repr?sentiert. Wenn ein Haushalt nicht auf dieser Kurve liegt, messen wir für diesen Haushalt den Abstand zur Kurve und somit ein Effizienzniveau zwischen 0 und 1. Dabei berücksichtigen wir die Ger?teausstattung wie schon im Vorl?ufer-Projekt mit einem Ger?teindex (siehe Blog-Beitrag).

Für diese Absch?tzung haben wir Anfang April in Zusammenarbeit mit zehn st?dtischen Energieversorgern eine grosse Online-Umfrage gestartet, die bis im Herbst an rund 200'000 Haushalte verschickt wird. Mit dieser neuen CEPE-Umfrage k?nnen wir auch die Ver?nderungen über die letzten fünf Jahre analysieren. Darin besteht ein wesentlicher Vorteil zu schon vorhandenen Datens?tzen in der Schweiz.

Wie steht es mit der Energie-Bildung?

Neben Ger?teausstattung, Gebrauchsgewohnheiten und den sozio-?konomischen Gegebenheiten (wie Einkommen, Haushaltsgr?sse, Bildung etc.) befragen wir die Teilnehmenden auch zu Ihrem Wissen über das Thema Energie. Wissen Sie zum Beispiel, wie viel sie für Strom ausgeben wenn Sie eine Fünf-Kilogramm-Waschmaschine bei 60 Grad laufen lassen? Wir vermuten, dass ein Grossteil der Befragten das schlecht einsch?tzen kann. Mit Hilfe solcher und ?hnlicher Fragen m?chten wir herausfinden, wie gut es in der Schweiz um die Energie-Bildung bestellt ist. Denn neben dem allgemeinen Einsparpotential im Gebrauch von Energie m?chten wir auch analysieren, ob die Energie-Bildung einen Einfluss auf das Effizienzniveau eines Haushaltes hat. Sind also diejenigen Leute sparsamer im Umgang mit Energie, die wissen, wie viel sie für Strom beim Waschen ausgeben? Das ist in der Literatur noch eine wenig erforschte Frage. Umso mehr hoffen wir auf die Unterstützung m?glichst vieler Schweizer Haushalte im Zuge unserer Umfrage, um das Potential der Schweiz in Sachen Energieeffizienz zu beleuchten.

Weiterführende Informationen

[1] McKinsey & Company (2009), ‘Unlocking Energy Efficiency in the U.S. Economy.’ external pageLink

[2] ?konometrie kombiniert ?konomische Theorie sowie mathematische und statistische Methoden um wirtschaftstheoretische Modelle empirisch zu überprüfen und ?konomische Ph?nomene quantitativ zu analysieren.

Die Umfrage ist Teil des Projekts ?Underlying energy efficiency and technological change in the Swiss household sector“, welches durch das Forschungsprogramm Energie-Wirtschaft-Gesellschaft (EWG) des Bundesamtes für Energie (BFE) finanziert wird. Die Umfrage wurde durch die Ethikkommission der ETH Zürich bewilligt (EK 2015-N-06).

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